Kava und die Kava-Zeremonie

Die Kava-Zeremonie ist eine besondere Eigenheit mehrerer südpazifischer Kulturen. Vor allem in Fiji und Samoa ist sie noch heute Bestandteil des traditionell geprägten Dorflebens.

Kava, auch Ava genannt, ist die Wurzel eines Pfefferstrauches. Die Wurzel ist wie ein Stock geformt, etwa einen Meter lang, nicht mehr als 5 cm im Durchmesser. Sie enthält einen Inhaltsstoff mit leicht narkotisierender, beruhigender Wirkung, der heute, als Extrakt, auch in Medikamenten Verwendung findet. Kava ist nicht Sucht erzeugend. macht nicht abhängig.

Durch Zerkleinern, Wässern und Filtern wird der Inhaltsstoff aus der Wurzel gelöst und mit dem Wasser in kleinen Mengen, nicht mehr als ein kleines Glas voll, getrunken.

In Samoa ist Kavapulver in jedem Laden erhältlich, wird zu Hause genossen, typischerweise nach getaner Arbeit. Kava wird als Getränk auch auf dem Markt angeboten.

Nur Männer trinken Kava. Es ist für Frauen nicht verboten, ihn zu trinken, weder nach Sitte noch nach Gesetz. Es ist einfach vollständig unüblich. So wie die Verwendung von Lippenstift und Lidschatten bei Männern.

Einzige Ausnahme: nimmt eine Frau an der traditionellen Kava-Zeremonie teil, trinkt auch sie den Kava, in gleicher Weise wie die Männer.

Die Kava-Zeremonie wird zu zwei Anlässen abgehalten: bei Treffen der Matai, vor allem beim Fono, dem Dorfrat, und zur Begrüßung wichtiger Besucher, vor allem auswärtiger Matai. Die Zeremonie gibt dem Anlaß eine spezielle Würde, ehrt die Teilnehmenden und verbindet den Anlaß mit den Traditionen des Landes und dem Respekt vor der Kultur Samoas.

Die Kava-Zeremonie wird von den jungen Männern des Dorfes durchgeführt. Eine besondere Rolle hat dabei auch die Taupou als Vertreterin der Frauen im Dorf. Es gibt keine speziellen Lieder oder Worte bei der Zeremonie. Die Bewegungen sind allerdings genau vorgeschrieben - auch die jeweilige Anzahl.

Die jungen Männer bereiten die Kavaschüssel vor, mit etwas Wasser drin und einem Blatt, in dem sich die zerkleinerte Kavawurzel befindet. Die Schüssel und ein Wassereimer werden an den Platz der Taupou gestellt. Diese setzt sich, im Schneidersitz, dahinter.

Das Blatt wird entleert, vielleicht mehr Wasser dazu gegeben. Mit einem Bündel Bast, den Fasern einer speziellen Pflanze, wird die Kava zerdrückt und mit dem Wasser vermischt. Ist der Sud fertig, beginnt die eigentliche Zeremonie, das Filtern - das Bastbündel wird drei Mal richtig hochgenommen, die Kava läuft ab, dann wieder eingetaucht, dann drei Mal ausgedrückt, mit einer Bewegung von hinten nach vorne, während der gedrückt wird. Anschließend wird drei Mal rund um den Rand der Schüssel gewischt, hin, zurück, hin - und das Bastbündel dann, ohne den Kopf zu wenden, über die rechte Schulter nach hinten geworfen. Dort steht ein junger Mann, der genau aufgepaßt und mit gezählt hat. Der fängt das Bündel auf und schüttelt es aus, damit die ausgefilterten Reste der Kavawurzel entfernt werden. Er reicht das Bündel über die Schulter zurück an die Taupou.

Das Ganze wiederholt sich dann noch zwei weitere Male und die Filterung ist erledigt. Das Bastbünel bleibt bei dem jungen Mann, die Taupo legt ihre Hände auf den Rand der Schüssel.

Ein junger Mann serviert die Kava. Er muß auf jeden Fall die traditionelle samoanische Tätowierung haben. Ein anderer junger Mann, machnal auch einer der Häuptlinge, der neben der Taupo sitzt, ruft den Namen desjenigen aus, der die Kava nun bekommt. Eine kleine Schale aus polierter Kokosnuss wird etwa halb gefüllt und der junge Mann trägt sie, in gebückter Körperhaltung, zu dem höchsten Alii der Versammlung, der immer als Erstes bedient wird, sofern nicht ein Gast dabei ist, der dann den Vorzug erhält.

Dem Rang nach werden dann die anderen Matai bedient, so lange noch Kava da ist. Jedes Mal wird, mit sehr lauter Stimme, der Name des Geehrten ausgerufen. Manchmal reicht die Kava nicht, dann gibt es einen speziellen Ausruf der Entschuldigung dafür, dass die anderen nun leer ausgehen.

Kleines Detail - der junge Mann reicht die Kavaschale dem Alii-Matai mit Unterarm in "Tennis-Vorhand" - Unterseite des Unterarms nach vorne, dem Tulafale, Sprecher-Matai, mit "Rückhand", Oberseite des Unterarms nach vorne. Der Matai nimmt die Schale, murmelt ein kurzes Gebet, schüttet eine kleine Menge Kava vor sich - ursprünglich ein Trankopfer an die Heroen/Götter der Legende - und trinkt. Einen Schluck, falls es einen Rest gibt, wird dieser nach hinten in Freie geschüttet. Die leere Schale wird dem jungen Mann zurück gegeben, der sich - rückwärtsgehend - entfernt.

Wenn alle Teilnehmer bedient sind, die Taupo sowie die bedienenden jungen Männer bekommen keinen Kava, oder alles ausgetrunken ist, werden Kavaschale und andere Zutaten entfernt. Auch die Taupo und ihre Helfer ziehen sich zurück.