... erstmal nur der Text - die Bilder sind noch in Arbeit

Alltag in Samoa

- Gemeinschaft - Wohnen - Essen
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Kindheit und Jugend - Schule - Arbeitsleben

Wie leben die Samoaner? Zusammen leben sie. Niemand ist allein, wirklich nicht. Nur unter den wenigen Fremden im Lande gibt es welche, die ganz für sich sind, ein Haus oder eine Wohnung allein bewohnen. Unvorstellbar für Samoaner, beängstigend geradezu.

Man wächst auf in einer großen Gemeinschaft, selten weniger als zehn bis fünfzehn Personen. Mindestens die Häfte von ihnen sind Kinder. Drei oder gar vier Generationen in einem Haushalt sind die Regel. Alterseinsamkeit? Nicht in Samoa, kaum vorstellbar.

Das ganze Leben bleibt man Teil dieser Gemeinschaft, hat seinen Platz und seine Rolle in ihr. Die Regeln der Gemeinschaft bestimmen den individuellen Alltag, Der Faa Samoa, die samoanische Lebensweise, gibt jedem Samoaner Sicherheit und Identität. Das gilt auch für Samoaner außerhalb des Landes. Ihre Wurzeln bleiben in Samoa, Familie und Dorf in Samoa sind die zentralen Bezugspunkte, auch in der Fremde.

Egal, welche berufliche Stellung oder welches Einkommen man hat - man lebt im Familienverband. Appartments, überhaupt "Wohnungen", oder Ein-Familienhäuser europäischer Art sind praktisch unbekannt. Vater, Mutter, Kinder allein für sich, europäischer Standard, - nicht üblich. Nicht-eheliche Kinder, Kinder geschiedener oder getrennt lebender Elternteile gibt es viele - aber immer in der Großfamilie der Mutter oder des Vaters, nie für sich alleine.

Einordnung und Unterordnung in die Gemeinschaft sind zentrale Werte der samoanischen Kultur, Individualität, gar "Selbstverwirklichung" nach eigenem Geschmack dagegen nicht. Wissenschaftlich gesehen ist sie vergleichbar der vormittelalterlichen Kultur Nordeuropas und vielen anderen Agrarkulturen in der Welt und im Pazifischen Raum, auch wenn der Faa Samoa natürlich auch seine eigenen, unverwechselbaren Elemente hat.

Der Kontakt mit der westlichen Zivilisation hat daran nur oberflächlich etwas geändert. Samoaner sehen sie beileibe nicht als "überlegen" an - eher im Gegenteil. Die besondere Stärke der samoanischen Kultur ist ihre erstaunliche Fähigkeit zur Akkulturisierung fremder Einflüsse. Ob Architektur, Musik oder Sprache - man passt die fremden Inhalte dem samoanischen Stil an, "samoanisiert" sie und macht sie damit handhabbar für alle.

Mehr als drei Viertel der Bevölkerung lebt auch heute noch auf dem Lande, in den Dörfern rings um beide Hauptinseln. Zwar hat "die Stadt", Apia, eine große Anziehungskraft, doch gelingt es durch ausgezeichnete Infrastruktur und die Kleinheit des Landes, diesen Einfluß zu begrenzen. Dies gilt auf jeden Fall für die Insel Upolu, wo kein auch noch so abgelegenes Dorf mehr als ein bis zwei Stunden mit dem Bus oder Auto von Apia "entfernt" ist. Das ist erträglich, auch noch für "Pendler", also bleibt man im heimischen Dorf und in der Familie wohnen, auch wenn man in Apia zur Schule oder zur Arbeit geht. Und im Dorf läßt es sich durchaus leben, man hat Strom und Wasser überall und wenigstens einen kleinen Laden.

"Landflucht" gibt es allenfalls von der Insel SavaiiSavaii, von wo aus es fast immer eine Zwei-Tages-Reise nach Apia ist. Die wachsende Bevölkerung Apias rekrutiert sich daher vorwiegend aus Savaiianern, die zu Verwandten in der Stadt oder deren Nähe ziehen. Man versucht, diesem Trend entgegen zu wirken, die Infrastruktur in Savaii weiter zu stärken, Einkaufsmöglichkeiten und vor allem Arbeitsplätze dort zu schaffen.

Soziale Stellung und Ansehen richten sich auch heute noch weitgehend nach dem traditionellen Status der Familie, aus der man stammt. Materieller Wohlstand kann ein weiteres Element sein, Bildung ist es allemal. Es wäre eine nähere Untersuchung wert - aber vermutlich hat das samoanische Parlament inzwischen einen der höchsten Akademikeranteile in der ganzen Welt. "Garantierte" früher der Familienname schon praktisch die Vertretung des eigenen Bezirkes im Parlament, so muß heute mindestens ein Studium im Ausland, gar eine erfolgreiche Karriere als Anwalt, Steuerberater oder Unternehmer dazu kommen, wenn es nicht bereits allein als Kriterium bei der Kandidatenauswahl ausreicht.

Matai, Familienoberhaupt, muß man allerdings auch weiterhin sein, um ins Parlament gewählt werden zu können. Doch gehen auch immer mehr Familien dazu über, Titel und Würde des Matai vor allem auch den gebildeten und beruflich erfolgreichen Nachkommen zu geben, nicht unbedingt mehr dem Ältesten. Auch dies ein Beispiel der Stärke samoanischer Kultur - man erhält das traditionelle System, passt aber die Kriterien der Auswahl den Anforderungen des modernen Leben an, wo der Matai eben nicht mehr unbedingt der beste Fischer der Familie sein muß, sondern eher der in Wort und Schrift gewandte Anwalt. Gleichzeitig wird dieser an die Familie gebunden, seine Fähigkeiten für die Familie gesichert.