Alltag in Samoa

- Gemeinschaft - Wohnen - Essen
-
Kindheit und Jugend - Schule - Arbeitsleben

Viele Kinder gibt es in Samoa, das statistisch die "jüngste" Bevölkerung der Welt hat. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist unter 20 Jahren. Nur sechs Prozent sind im Rentenalter, über 65 Jahre alt. Das Bevölkerungswachstum ist atemberaubend - mehr als 2.5 Prozent im Jahr. Verhütung und Geburtenkontrolle sind wenig verbreitet, trotz intensiver Bemühungen. Fünf bis sechs Kinder sind immer noch der Durchschnitt für eine samonische Frau und die Säuglingssterblichkeit ist relativ gering, etwa auf deutschem Stand ...

Einzelkinder? Komische Idee für Samoa, ebenso "allein Erziehende". Praktisch jedes Kind wächst auf mit mindestens vier anderen Kindern und ebenso vielen Erwachsenen um sich herum. Schön? Wie man es nimmt. Im Baby- und Kleinkindalter bestimmt - man hat immer Gesellschaft, immer Körperkontakt, immer Aufsicht und Betreuung. "Laufställe" gibt es nicht - warum auch? Irgend jemand Verwandtes ist bestimmt da, paßt auf das Baby auf.
Denn spätestens mit sechs oder sieben Jahren ist es mit der Freiheit vorbei - man wird eingebunden in die vielfältigen Pflichten des Haushalts und der Familie. Das bedeutet, neben der Schule, Arbeit von früh bis spät. Babys und Kleinkinder herum schleppen, irgend welche Botengänge und Besorgungen erledigen, beim Putzen oder beim Kochen helfen, das Grundstück sauber halten, Müll und Blätter aufsammeln.

Jeder Ältere hat einem was zu sagen und wehe, man folgt nicht sofort. Dann setzt es aber was. Irgendwas zu holen, und sei es nur der Aschenbecher, fünf Meter weg auf dem anderen Tisch? Schick' ein Kind.

Langeweile haben samoanische Kinder deshalb nie und Zeit zum Spielen müssen sie sich "stehlen", können jederzeit abberufen werden für eine kleine Pflicht. Spielzeug ist auch Mangelware und wenn, dann können die älteren Kinder jederzeit kommen und es einem weg nehmen. Aber - man ist nie allein, auch bei den vielen Erledigungen nicht. Ein anderes Kind ist praktisch immer dabei. Und in Gesellschaft ist das Leben allemal vergnüglicher.

Bis zum Jugendlichenalter bleibt es daher überwiegend angenehm, zumal man auch überall mit hin darf. Besuche bei anderen Familienmitgliedern, eine Fahrt in die Stadt - wenigstens eines der kleineren Kinder ist immer mit dabei, wenn nicht gar alle. So viel Platz immer ist auf dem Pickup oder im Taxi. Und wo immer man dann hin kommt, gibt es ja auch viele Kinder ...

Spätestens mit vierzehn Jahren ist dann der Spaß aber wirklich vorbei. Man "steigt auf" in den Kreis der jungen Männer und Frauen. Aber man ist dort der oder die Jüngste und deshalb "Rechtloseste". Eine harte Zeit, in der man immer die schlechteste, langweiligste oder schmutzigste Arbeit bekommt. Und hat man irgendwo ein bißchen Geld oder ein hübsches T-Shirt ergattert, kommt mit Sicherheit eine ältere Schwester oder ein älterer Bruder und nimmt es einem weg. Proteste nützen auch nichts - die Erwachsenen lachen einen höchstens aus. So ist das eben - ihnen selber ist es ja auch nicht anders ergangen.

Der einzige Vorteil ist, dass man jetzt auch die Kleinen scheuchen darf, wenn es nicht gerade ein noch Älterer tut ... Ansonsten wartet man darauf, selbst älter zu werden. Damit wächst automatisch die Zahl der Jüngeren, denen man dann was befehlen darf.

Das bleibt im Prinzip so, auch im Erwachsenenalter.